Leoparda - Anja Schmitter
Über das Buch:
Kleo führt ein geregeltes Leben als Lehrerin, Tochter und Freundin, bis sie an ihrem fünfundzwanzigsten Geburtstag beschliesst, dass sich etwas ändern muss. Als dies dann zurückfeuert und der heisse Sommer in Zürich beginnt, zerscherbelt ihr Leben Stück für Stück. Während Realität und Wahn in der unglaublichen Hitze verschmelzen, verwandelt sie sich immer mehr in ihr alter Ego Leoparda. Umso mehr sie als Leoparda Rache übt - sei es am Tinder-Date, der besten Freundin oder den Eltern - desto mehr wird sie auf Social Media gefeiert.
Meine Gedanken:
Als mir von dem Buch erzählt wurde mit den Worten “Es ist so weird, das kann ich nicht jeder Person empfehlen. Aber für dich sollte es passen.”, war ich riesig gespannt, was mich erwarten würde. Es klingt ja schon etwas komisch, dass sich eine Frau in eine Leopardin verwandelt. Aber ich wäre nicht ich, wenn nicht genau das mich reizen würde - es ist so weird, das kann nicht funktionieren! Es hat aber funktioniert. Leoparda hat mich komplett in den Bann gezogen und auch wenn es zum Teil etwas ekelhaft war, regte es mich zum Nachdenken an. Nicht tiefgründige Gedanken, aber dennoch Gedanken. Was ist real? Was ist nur Imagination? Ich weiss es immer noch nicht und es lässt mich auch nicht los. Das Buch liest sich flüssig und man versinkt richtiggehend in der absurden Welt, die Anja Schmitter aufgebaut hat. Dass das Buch so kurz ist, sorgt dafür, dass es nicht repetitiv wird und die Story auch glaubwürdig bleibt (so glaubwürdig wie das eben geht, wenn sich eine Pflanze selbständig macht und dabei Suizid begehen will). Das ist noch ein harmloses Beispiel für den Wahn, der Kleo durchlebt. Für mich hätte das Buch auch mit weniger ekelhaften “Schockmomenten” funktioniert, muss Anja Schmitter aber ein Kompliment aussprechen für den gelungenen Balanceakt zwischen unangenehmen und tiefgründigen Momenten. Kleo ist fast gänzlich unsympathisch und doch hat man ein gewisses Verständnis für sie. Man akzeptiert ihre Handlungen, da diese komplett logisch erscheinen, obwohl sie so absurd sind (sorry, hier mache ich lieber keine Spoiler!).
Für wen:
Alle, die aus der Komfortzone raus und sich mit den Abgründen von Menschen befassen möchten und sich der “Weirdness” hingeben wollen. Ebenfalls sollte man fähig sein, in der Öffentlichkeit seine Gesichtszüge unter Kontrolle zu haben (im Gegensatz zu mir). Fans von Ottessa Moshfegh’s “Mein Jahr der Ruhe und Entspannung” kommen definitiv auf ihre Kosten. Wer mit dem Thema Tod und sexueller Nötigung nicht klar kommt, sollte das Buch mit Vorsicht angehen.
Habt ihr Leoparda gelesen? Und was waren eure Gedanken dazu? Erzählt es mir in den Kommentaren!