Der Gesang der Flusskrebse - Delia Owens
Über das Buch:
Kya wächst in der Marsch auf, während sie von jedem Familienmitglied verlassen wird. Als sogar der gewaltätige, alkoholkranke Vater weg bleibt, ist die Achtjährige auf sich alleine gestellt. In der Schule hält sie es nur einen Tag lang aus, da sie von allen gemieden und nur “das Marschmädchen” genannt wird. Dank den Tipps ihres Bruders kann sie mit dem Boot fahren und sich ernähren, doch auch sie braucht Geld zum Überleben. So geht sie täglich Muscheln sammeln und verkauft sie an Jumpin, dem schwarzen Händler, welcher sie auch mit Kleidern aus der Altkleidersammlung versorgt. Lange Zeit ist er ihr einziger Freund, bis Tate in ihr Leben tritt. Er lehrt ihr das Lesen und bringt ihr regelmässig Bücher über Pflanzen und Tiere mit. Doch er ist nicht der einzige Mann in Kyas Leben: Chase, der populäre Quarterback wirbt um sie, doch kann er ihre Gunst erringen?
Das Buch spielt in zwei Zeiten. In der einen sehen wir Kya aufwachsen und in der anderen ist Chase ermordet worden. Natürlich geht die ganze Stadt davon aus, dass das Marschmädchen etwas mit dem Verbrechen zu tun hat. Doch während den Ermittlungen werden mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet.
Meine Gedanken:
Delia Owens malt ein wunderschönes Bild der herrlichen Natur der Marsch (und keine Sorge, ich wusste vor diesem Buch auch nicht, was das ist) und der Menschen, die diese bewohnen. Ich fühlte mich beim Lesen beinahe wie ein Eindringling in Kyas Welt, die vollkommen im Einklang mit der Natur lebt. Zu Beginn war ich nicht gefesselt vom Kriminalfall, sondern wollte einfach mehr Zeit mit dem Marschmädchen und ihren Tieren verbringen. Als die Geschichte sich dann entfaltete, konnte ich mich nicht mehr vom Buch loslösen, weil der Kriminalfall die richtige Dosis Spannung bringt. An dieser Stelle ein grosses Sorry an alle, die an diesen beiden Tagen etwas von mir wollten! Natürlich werde ich nichts spoilern, aber so viel soll gesagt sein: Das Ende hat mich geschockt! Ich denke noch oft an das Buch und vor allem an die spezielle Stimmung zurück, welche mich während dem Lesen eingenommen hat. Eine perfekte Mischung aus Nostalgie, Freiheit und Einklang mit sich selbst. Obwohl Kya keine Schulbildung hat, kann man viel von ihr lernen, zum Beispiel, dass man auf seine Intuition hören soll und dass man alles schaffen kann, wenn man die Hilfe annehmen kann, welche man benötigt. Besonders spannend finde ich ihre Beziehungen zu den verschiedenen Männern in ihrem Leben, sei es Vater, Bruder, Freund oder Geliebter und wie sie von diesen behandelt worden ist. Wer versucht sie zu kontrollieren, zu manipulieren oder für eigensinnige Zwecke zu nutzen? Wer lässt sie im Stich? Wer gibt ihr das Werkzeug mit, ihre Ziele selbständig erreichen zu können? Und wer würde ihre Wünsche erfüllen ohne aber Rücksicht auf ihre Träume zu nehmen? Der Autorin gelingt es, die Leser*innen in eine Welt zu entführen, die so fremd und doch so realitätsnah ist. Ich liebe das Buch - danke an Rahel für die Empfehlung - und nun kann ich getrost den Film ansehen und ausrufen:” Aber das war im Buch anders!”
Für wen:
Jene, die in eine Welt eintauchen wollen, aber dennoch den Bezug zur Realität nicht gerne verlieren. Jene, die einen guten Krimi mögen, aber nicht vor Angst bibbern möchten. Jene, die etwas über die Natur lernen wollen, aber nicht ein Bio-Buch lesen möchten. Jene, die gerne einen guten Charakteraufbau haben, aber trotzdem von einem Plot mitgerissen werden möchten. Und jene, die damit klar kommen, dass das Leben (auch in Büchern) nicht perfekt ist, aber dennoch einen Funken Hoffnung bewahren wollen.
Habt ihr das Buch gelesen (oder den Film gesehen? No judgement!) und wie habt ihr es gefunden? War das Ende für euch klar oder kam es als Schock? Erzählt es mir unbedingt in den Kommentaren oder auf Instagram, falls ihr hier niemanden spoilern wollt!